Saturday 11 December 2010

Thomas Marxhausen. Kurzbiografie und Auswahlbibliografie

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Kurzbiografie und Auswahlbibliografie

Thomas Marxhausen (Geb. 13. 1. 1947 in Zeitz; Sachsen-Anhalt; Gest. 6. 9. 2010 in Halle)
Vater Buchdrucker, Mutter Angestellte; 1953–66 Schulbesuch, Abitur; 1966–68 Grundwehrdienst NVA; 1968–74 Studium u. Forschungsstudium an der MLU, Sektion ML, Dipl.-Lehrer für ML (Pol. Ök.), 1974 Promotion mit einer Arbeit über die Entstehung u. Entwicklung der Theorie von der Versachlichung gesellschaftlicher Verhältnisse u. der Personifizierung von Sachen im ökonomischen Werk von Marx (1843–1863) (Dr. phil.); 1974 wiss. Mitarbeiter, 1984 Dozent, 1988 o. Professor für Politische Ökon. an der MLU, 1982 Habilitation über Marx’ Untersuchung zur „Auflösung der Ricardo‘schen Schule“ (Dr. sc. phil.), Lehrtätigkeit im ml-Grundlagenstudium (Pol. Ök.), Betreuung zahlreicher Diplomarbeiten u. Dissertationen; stv. Direktor der Sektion ML für Forschung; 1988–90 Gastprof. an der Universität Aden (Volksdemokratische Republik Jemen); 1990 Abberufung, „Warteschleife“, Juni 1991 Entlassung; seitdem Dozent in privaten Bildungseinrichtungen.

Die Hallenser MEGA-Gruppe Ende der 1970er (v.l.n.r.): Ehrenfried Galander, Otto Schattenberg, Heinz Abend, Leonard Jones, Thomas Marxhausen, Klaus Fricke, Wolfgang Jahn, Karl Gallus, Wolfgang Müller
Forschungsschwerpunkte: Entfremdung, Warenfetischismus u. Ideologiekritik; Theoriegeschichte: Klassische Ökon., Auflösung der ökonomischen Klassik, Vulgärökonomie in der Marx‘schen Rezeption; Methodologie: Wechselwirkung von Marx’ ökonomischer Theorie mit Theoriegeschichte; Brechts Rezeption des Marxismus.
Mitarbeit an der MEGA²: Forschungsarbeiten für Einleitung und Entstehungsgeschichten der MEGA²-Bde. II/5, II/3.3., II/3.4; Bearbeitung von Eccarius’ „A working man’s refutation…“ für MEGA² I/20; Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für Marx-Engels-Forschung der DDR.
Veröffentlichungen bis 1990 (Auswahl, weitere Texte als pdf folgen): Die Entwicklung der Theorie des Warenfetischismus in Marx’ ökonomischen Schriften zwischen 1850 u. 1863. In: AzMEF, H. 1, 1976, S. 75–95; Die Weiterentwicklung der ökonomischen Theorie von Marx in seiner kritischen Analyse „Auflösung der Ricardoschen Schule“ im Manuskript 1861–1863. In: …unsrer Partei einen Sieg erringen. Studien zur Entstehungs- u. Wirkungsgeschichte des „Kapitals“ von Karl Marx, Berlin 1978, S. 99–109; (mit V. S. Vygodskij) Die Wechselbeziehung von Theorie u. Theoriegeschichte im Prozeß der Erarbeitung der Marxschen Mehrwertlehre. In: AzMEF, H. 15, 1982, S. 4–29; (mit W. Jahn) Die Stellung der „Theorien über den Mehrwert“ in der Entstehungsgeschichte des „Kapitals“. In: Der zweite Entwurf, Berlin 1983, S. 42 – 77; Marx’ Untersuchung der „Auflösung der Ricardoschen Schule“. In: AzMEF, H. 17, 1984, S. 5–116; Bürgerliche Deutungen der Beziehungen zwischen den ökonomischen Theorien von Karl Marx u. David Ricardo. In: MEJ 8, 1985, S. 130–151; (mit Rolf Bauermann, Dieter Noske, Ursula Ruch) Theorie der Revolution. Die Ausarbeitung der Weltanschauung der Arbeiterklasse in der Einheit ihrer Bestandteile durch Marx u. Engels. Berlin 1986; Entstehung, Bedeutung u. Marx’ Anteil an J. G. Eccarius’ Auseinandersetzung mit John Stuart Mill. In: BzMEF, H. 22, 1987, S. 277–285; Zum Zusammenhang von Fetischismus, Entfremdung u. Ideologie bei Marx. In: DZfPh, H. 12, 1987, S. 1099–1108; Die Theorie des Fetischismus im dritten Bd. des „Kapitals“. In: BzMEF, H. 25, 1988, S. 209–243; Kautskys Herausgabe der „Theorien über den Mehrwert“. In: Karl Kautsky. Referate u. Beiträge der halleschen Konferenz anläßlich des 50. Todestages. Reihe KTB der MLU, Wiss. B, 1990/29 (C 49), S. 92 – 101.
Zu Brecht: Teilnehmer an den Konferenzen des Brecht-Zentrums in Berlin; Beiträge: Wie tief sind “acht Schuh”? (Brecht 83. Brecht und Marxismus); Kritik als Lebensform (Brecht 85. Zur Ästhetik Brechts); Brecht. Fortschritt als Haltung. Der verhaltene Fortschritt ( Inkrit-Tagung 1999).
Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus: von 1995 bis etwa 2005/2006 ehrenamtlicher Redakteur (Bde. 3-6); Ausarbeitung folgender Stichworte: Elfenbeinturm, Entwicklung (mit Sven-Eric Liedman und Wolfgang Fritz HAUG), Extraprofit (mit Nail Satligan), Fabrikgesetzgebung, Fetischcharakter der Ware, Funktionär (mit Gunter Willing), Geheimdiplomatie, Geheimnis, gerechter Lohn (mit Gilles Campagnolo), Glasnost (mit Boris Kagarlitzky), historische Mission der Arbeiterklasse, Historische Schule der Ökonomie (mit Mario Candeias), Jakobinismus III, Kapital-Editionen, Kautskyanismus I, klassische politische Ökonomie, Kommunistisches Manifest, Konsumtion, Kollektivierung II (mit Simon Krysl)
Utopie kreativ: »MEGA – MEGA« und kein Ende, H. 189/190, 2006; Marx als Chance, H. 199, 2007.
Philosophische Gespräche, Schriftenreihe der Hellen Panke e.V. Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin: Heft 16: DDR 1989/90 – Revolution oder Konterrevolution?; Heft 13: Stalin, Stalinismus, Stalinismen. Ein Beitrag zur Sozialismusdebatte.
Quelle: Mitteilung von Thomas Marxhausen an Rolf Hecker vom 20. 9. 2001, ergänzt durch neuere bibliografische Angaben.

Unzufrieden mit dem Unveränderlichen. Ein Nachruf auf Thomas Marxhausen (1947–2010)

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Unzufrieden mit dem Unveränderlichen. Ein Nachruf auf Thomas Marxhausen (1947–2010)


Ein außergewöhnlich scharfsinniger Marxist ist aus dem Leben geschieden. Seine Streitlust und Kritik werde ich vermissen. Ihm ging es stets ums Ganze: die Marx’sche Theorie historisch begreifen, das Brecht’sche Denken nutzbar machen und den „realen“ Sozialismus kritisieren. Er reklamierte für sich selbst „Kritik als Lebensform“, wie er schon 1985 einen Aufsatz in Bezug auf Brecht titelte.
Thomas Marxhausen im November 2009 in Berlin (rls)
Marxhausens Lebensweg war mit der Martin-Luther-Universität in Halle eng verbunden; dort promovierte er in der Sektion für Marxismus-Leninismus, war Lehrer, Dozent und Professor. Seine Studenten werden seine Vorlesungen im Grundlagenfach zur politischen Ökonomie sicher nicht vergessen. Er nahm den Ruf als Gastprofessor an die Universität Aden an; erlebte den Zusammenbruch der DDR aus der Ferne. Es folgten Abberufung, „Warteschleife“ und Entlassung aus der Hallenser Universität. So wurde er Dozent in privaten Bildungseinrichtungen.
Thomas – ich kannte ihn seit fast 35 Jahren – habilitierte über Marx‘ Untersuchung zur „Auflösung der Ricardo‘schen Schule“. Das Thema stand im Kontext mit den MEGA-Editionsarbeiten der „Theorien über den Mehrwert“ als Bestandteil des Marx’schen ökonomischen Manuskripts von 1861–63. Seine theoriegeschichtlichen Forschungen trugen zur Klärung von Marx‘ Anteil an der von J. G. Eccarius verfassten Schrift „Eines Arbeiters Widerlegung der national-ökonomischen Lehren John Stuart Mill’s“ bei, die er für MEGA² I/20 bearbeitet hat.
Nach der „Revolution oder Konterrevolution“, wie er mit Fragezeichen im Titel einer Broschüre der Schriftenreihe „Philosophische Gespräche“ des Vereins Helle Panke – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin das Epochenjahr 1989/1990 zu erfassen versuchte, war Thomas mehr als zehn Jahre ehrenamtlicher Redakteur des „Historisch-kritischen Wörterbuchs des Marxismus“. Er arbeitete wichtige Stichworte aus (u.a. Fabrikgesetzgebung, Fetischcharakter der Ware, Geheimdiplomatie, historische Mission der Arbeiterklasse, Kapital-Editionen, Kautskyanismus I, klassische politische Ökonomie, Kommunistisches Manifest, Konsumtion), redigierte und diskutierte, stritt mit dem Herausgeber – bis sie sich entzweiten.
Die Brecht’sche Linie in Marxhausens Denken ist untrennbar mit seiner Kritik am Gegenwärtigen verbunden. So überschrieb er einen Aufsatz: „Brecht. Fortschritt als Haltung. Der verhaltene Fortschritt“. Immer wieder beschäftigten ihn „Stalin, Stalinismus, Stalinismen“ als Ursachen für das Scheitern des Staatssozialismus – viel Stoff für einen, der nichts mehr hasst „als diese Unzufriedenheit mit dem Unveränderlichen“ (Brecht) – zu viel.
Rolf Hecker

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