Tuesday, 5 October 2010

Rjazanov (ger)


Dawid Borissowitsch Rjasanow

Rjasanow um 1923
Dawid Borissowitsch Rjasanow (russ. Давид Борисович Рязанов, eigentlich Dawid Borissowitsch GoldendachДавид Борисович Гольдендах; * 10. März 1870 in OdessaUkraine; † 21. Januar 1938 in Saratow) war in seiner Jugend ein Narodnik und später Marxist.
Von 1920 bis 1930 war er Leiter des Marx-Engels-Instituts in Moskau und arbeitete seit 1924 an der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). Mitte Februar 1931 wurde Rjasanow, der schon seit 1922 mehrfach in Konflikt mit Stalin geraten war, wegen Kontakten zu im Exil lebendenMenschewiki verhaftet, aus der Partei ausgeschlossen und nach Saratow verbannt. Rjasanow konnte in der Verbannung zunächst weiter wissenschaftlich arbeiten, fiel dann aber dem Großen Terror (1936–38) zum Opfer. Er wurde am 21. Januar 1938, unmittelbar nach einer viertelstündigen geschlossenen Gerichtsverhandlung, erschossen.
Seine Frau Anna Lwowna Rjasanowa kämpfte seit 1931 für eine Rehabilitierung ihres Mannes. Sie wurde 1937, als „Frau eines Volksfeindes“, zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und auch nach ihrer Freilassung nicht über das Schicksal Dawid Rjasanows informiert. Erst unter Chruschtschowkonnte der Fall aufgerollt werden. Beide Rjasanows wurden 1958 rehabilitiert. Aber erst 1989/90 wurden Rjasanows Ausschlüsse aus der Partei und der Akademie der Wissenschaften rückgängig gemacht.
Von Rjasanow, der seinerzeit in Deutschland mit Karl Kautsky und Carl Grünberg in Kontakt stand, ist ein Kommentar zu dem in der Marx-Engels-Werkausgabe unterschlagenem Text: Karl Marx Die Geschichte der Geheimdiplomatie des 18. Jahrhunderts. Über den asiatischen Ursprung der russischen Despotie, Verlag Olle & Wolter, Berlin 1977[1] erhalten, der Marx-Text erschien später im Suhrkamp Verlag.

Zitat [Bearbeiten]

„Ich bin kein Bolschewik, ich bin kein Menschewik, ich bin kein Leninist. Ich bin einzig ein Marxist, und, als Marxist, bin ich ein Kommunist.“
– Dawid Rjasanow: Moskau 1924

David-Rjazanov-Preis [2] [Bearbeiten]

Der Berliner Verein zur Förderung der MEGA-Edition e.V. vergibt seit 2002 jährlich den David-Rjazanov-Preis für die „beste Nachwuchsarbeit auf dem Gebiet der Marx-Engels-Forschung und -Edition“. Bisherige Preisträger waren Roberto Fineschi (2002), Jana Swiderski (2003), Seijiro Kubo (2004), Falko Schmieder (2005), Marcello Musto (2006) und Ingo Stützle(2008).[3]

Werke [Bearbeiten]

Als Herausgeber [Bearbeiten]

  • Karl Marx als Denker, Mensch und Revolutionär, 1928.
MEGA
  • Vorwort zur MEGA 1927; in: UTOPIE kreativ, H. 206 (Dezember 2007), S. 1095-1011. (PDF-Datei; 123 kB)
  • Marx, Karl: Werke und Schriften bis Anfang 1844 nebst Briefen und Dokumenten. Jugendarbeiten, Nachträge, Briefe und Dokumente, 1929.
  • Der Briefwechsel zwischen Marx und Engels 1844 - 1853, 1929.
  • Engels, Friedrich: Werke und Schriften bis Anfang 1844 nebst Briefen und Dokumenten, 1930.
  • Der Briefwechsel zwischen Marx und Engels 1854 - 1860, 1930.
  • Der Briefwechsel zwischen Marx und Engels 1861 - 1867, 1930.

Als Autor [Bearbeiten]

  • Karl Marx über China, 1928.
  • Karl Marx und Friedrich Engels, Eine Einführung in ihr Leben und Werk (auch unter dem Titel Marx und Engels nicht nur für Anfänger erschienen), 1927/37.
  • Über Engels’ Anti-Dühring, 1928.
  • Das Verhältnis von Marx mit Blanqui, 1928.
  • Lassalle und Bismarck, 1928.

Weblinks [Bearbeiten]

Einzelnachweise [Bearbeiten]

  1.  Textauszug im "Der Spiegel Archiv", 16. Mai 1977
  2.  Der Stifter verwendet diese transliterierte Umschrift des Namens Давид Рязанов
  3.  Berliner Verein zur Förderung der MEGA-Edition e.V.: Auslobung und Verleihung des Rjazanov-Preises

http://de.wikipedia.org/wiki/Dawid_Borissowitsch_Rjasanow

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