Monday, 28 February 2011

The Letters of Rosa Luxemburg

The Letters of Rosa Luxemburg: "The Letters of Rosa Luxemburg

Book Review by Mark L Thomas, March 2011

Edited by Georg Adler, Peter Hudis and Annelies Laschitza"

Friday, 25 February 2011

Sonderbände

Sonderbände
Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge

Übersicht Hefte und Sonderbände
Jahresbände

Thursday, 24 February 2011

CINZIA FERRINI/SOGGETTO E PREDICATO NELLA PROPOSIZIONE SPECULATIVA DI HEGEL SOGGETTO E PREDICATO NELLA PROPOSIZIONE SPECULATIVA HEGELIANA* Cinzia Ferrini

CINZIA FERRINI/SOGGETTO E PREDICATO NELLA PROPOSIZIONE SPECULATIVA DI HEGEL
SOGGETTO E PREDICATO NELLA PROPOSIZIONE SPECULATIVA HEGELIANA*
Cinzia Ferrini

Il tema della proposizione speculativa è tornato di recente ad attrarre l’attenzione degli
studiosi, e proprio ad “Hegel e il linguaggio” è stato dedicato il XVII incontro, nell’ottobre
2002, della Hegel Society of America.1 Il mio studio si propone di contribuire alla
discussione in corso sul problema del linguaggio del sapere assoluto in Hegel, dal punto di
vista logico-fenomenologico:2 non prenderò pertanto ad oggetto la teoria hegeliana della
natura del linguaggio così come è principalmente esposta a livello sistematicoenciclopedico
nelle edizioni berlinesi (§§ 451-460) della sezione “Psicologia” della
Filosofia dello spirito soggettivo, teoria che esamina i segni, i toni, le parole, la grammatica
comparata, i sistemi di scrittura, la storia e l’interrelazione tra le lingue (§ 459, 1827 e
1830).3


FONTE: http://www2.units.it/dipfilo/Annali/ferrini06.pdf

The Letters of Rosa Luxemburg

VersoBooks.com: "The Letters of Rosa Luxemburg
by Rosa Luxemburg
Edited by Annelies Laschitza, Georg Adler, and Peter Hudis
Translated by George Shriver"

This is the most comprehensive collection of letters by Rosa Luxemburg ever published in English, including 190 letters written to leading figures in the European and international labor and socialist movements—Leo Jogiches, Karl Kautsky, Clara Zetkin and Karl Liebknecht—who were her closest friends, lovers and colleagues. Many of these letters appear for the first time in English translation; all help to illuminate the inner life of this iconic revolutionary, who was at once an economic and social theorist, a political activist and a lyrical stylist. Her political concerns are revealed alongside her personal struggles within a socialist movement that was often hostile to independently minded women. This collection will provide readers with a newer and deeper appreciation of Luxemburg as a writer and historical figure.

Tuesday, 22 February 2011

Hegel by HyperText

handsome guy with piercing eyes, long sideburns and neckerchief

Introductory

Introductions by Hegel

Engels on Hegel

Marx on Hegel

Reference

Analysis


Engels’ Edition of the Third Volume of Capital and Marx’s Original Manuscript MICHAEL HEINRICH

Science & Society, Vol. 60. No. 4, Winter 1996-1997, 452-466

Engels’ Edition of the Third Volume of Capital and Marx’s Original Manuscript

MICHAEL HEINRICH

L'edizione di Engels del libro iii del Capitale e il manoscritto originario di Marx Michael Heinrich [Pubblicato in: Science & Society, vol. 60, n. 4, pp. 452-466]

L'edizione di Engels del libro iii del
Capitale e il manoscritto originario di
Marx
Michael Heinrich
[Pubblicato in: Science & Society, vol. 60, n. 4, pp. 452-466]

http://www.countdownnet.info/archivio/teoria/272.pdf

Monday, 21 February 2011

Tuesday, 15 February 2011

Domenico Losurdo: "Widerspruch" recensisce l'edizione tedesca del Nietzsche

http://domenicolosurdo.blogspot.com/2011/02/widerspruch-recensisce-ledizione.html

"Widerspruch" recensisce l'edizione tedesca del Nietzsche

Domenico Losurdo
Nietzsche der aristokratische Rebell, aus dem Italienischen von Erdmute Brielmayer, hg. und mit einer Einführung von Jan Rehmann, Berlin 2009 (Argument Verlag), 2 Bd., geb., 1104 S., 98.- Eur

„Intellektuelle Biographie“ nennt Losurdo sein voluminöses Werk über Nietzsche treffend im Untertitel. Soll heißen: Die wirklichen Lebensumstände sind darin weitgehend ausgespart; im Zentrum steht die intellektuelle Entwicklung Nietzsches und zwar im Zusammenhang ihrer Zeit und ihrer geschichtlichen Umstände. Durch diese Art der Kontextualisierung steht Losurdos Darstellung im Gegensatz zum heutigen, im Zeichen der Postmoderne üblichen Verständnis. Sie ist eine Ohrfeige für alle Versuche, Nietzsche als Zeitgenossen zu behandeln, dessen „experimentelle“, „perspektivische“, „ironisch-vieldeutige“ Denkweise unmittelbar auf die Gegenwart bezogen werden könnte. Losurdo nimmt Nietzsche stattdessen wörtlich. Er bezieht seine Aussagen auf die Geschichte der Französischen Revolution, das Aufkommen der Arbeiterbewegung, den Stimmungsumschwung nach 1848, den Deutsch-französischen Krieg, die Reichsgründung, die Kolonisation oder die Aufhebung der Sklaverei in Amerika und bestimmt seine (klassenmäßige) Position. Nietzsche vertritt nicht nur das Interesse des herrschenden Bürgertums gegen die aufkommende Sozialdemokratie, sondern zugleich das Interesse eines zukünftigen, um die Weltherrschaft kämpfenden gegen das gegenwärtige Bürgertum, das seiner Ansicht nach von Moral, Mitleid und Pazifismus angekränkelt ist und sich um Harmonie und die reformerische Lösung sozialer Konflikte bemüht. Seine aggressive und auf die Verwirklichung des „Übermenschen“ zielende Elitetheorie wird mit dem Begriff des „aristokratischen Rebellentums“ bezeichnet.
Losurdo betreibt Ideologiekritik im klassischen Sinne und bleibt damit – in methodischer Hinsicht – der Marxschen Tradition verpflichtet. Was ihn von den früheren Interpretationen unterscheidet, die der gleichen Tradition verpflichtet sind, ist der überwältigende Materialreichtum und die politische Distanz, mit der er diesen Reichtum ausbreitet. Losurdo hasst das Objekt seiner Darstellung nicht mehr. Die Neugierde und das Interesse der Erkenntnis haben das Interesse der polemischen Verurteilung verdrängt. Darüber hinaus besitzt Losurdo ein Gespür für das Faszinierende an Nietzsches Philosophie und ist bereit, von ihr auch zu lernen. (865 f., 907, 926 f., 926 f.)
Originell ist die Konsequenz, mit der Nietzsche beständig auf Marx bezogen wird, umso mehr, als beide Autoren keinerlei Notiz voneinander genommen haben. Losurdo stellt diese Beziehung über eine dreifache Vermittlung her. Erstens durch die Gegenüberstellung ihrer Stellungnahmen zu historischen Ereignissen und Persönlichkeiten (Reformation und Revolution, Napoleon und Bismarck etc.), zweitens durch den Vergleich ihrer Begriffe (wie z.B. des Begriffs der Ideologie, 436 ff.), ihrer Wertmaßstäbe oder ihrer Antworten auf aktuelle Probleme („soziale Frage“, „Judenfrage“). Drittens wird Nietzsche weit über seine Freund-Feindschaft zu Schopenhauer und Wagner hinaus als Leser und Kritiker von Hegel und Goethe, Heine und Carlyle, Stirner, D. F. Strauss, Ranke, Darwin oder Dühring dargestellt: alles Autoren, die auch Marx und Engels gelesen und kritisiert haben. Aus den gegensätzlichen Rezeptionen vervollständigt sich das Bild der beiden Theorien und ihrer Zukunftsperspektiven. Dabei erstaunt, dass sich die Beschreibung der Phänomene zuweilen, wie etwa der Geschichte als „Stände- und Klassenkampf“ oder des modernen Lohnarbeiters als „Lohnsklaven“, bis in die Wortwahl hinein sehr nahe kommen. In der Einordnung und Beurteilung der Phänomene gehen die Wege freilich weit auseinander.
Folgt man Losurdos Interpretation, so lässt sich die oft bewunderte Differenziertheit und Raffinesse Nietzsches doch letztlich auf sehr einfache und handfeste, zudem vom Geiste des Nationalismus und der Judenfeindschaft inspirierte Dichotomien reduzieren. Auf der einen Seite steht das Tiefe, Tragische oder Dionysische, das aus dem älteren Griechentum abgeleitet, zum Programm der Gesundung des „deutschen Wesens“ (als Bildungsoffensive nach der Reichsgründung 1870) erhoben wird, auf der anderen Seite der oberflächliche Optimismus der Aufklärung, die „Heiterkeit“, der „Merkantilismus“ und „Pazifismus“, die in Sokrates ihren Ahnherren haben und über die Juden und Christen Eintritt in die französische Zivilisation gefunden haben (115 ff.). So ist die Geburt der Tragödie auch ein Manifest gegen die Moderne, gegen die die deutsche Kultur zum entschiedenen Widerstand aufgerufen wird. Der große „Unzeitgemäße“, als der sich Nietzsche sein Leben lang in Szene setzt, ist er dennoch nicht. In Losurdos „komparativer“ Sicht erscheint er vielmehr als Spiegel und Sprachrohr aller reaktionären, gegen die Moderne gerichteten Tendenzen, die das europäische Geistesleben der zweiten Jahrhunderthälfte aufzuweisen hat.
„Wer Nietzsche … wörtlich nimmt“, schrieb Thomas Mann 1945, der „ist verloren“. Die Postmoderne, die Nietzsches Verbindung zum Faschismus (im Gegensatz zu Thomas Mann) ignoriert, hat diesen Satz gerne aufgenommen und von den „Masken“ gefaselt, hinter denen der Denker auf der Bühne sein wahres Antlitz verbirgt. Gerade eine der umstrittensten Aussagen Nietzsches, dass nämlich jede höhere Kultur Sklaven voraussetze und die Mehrheit der Menschen nur die Funktion von Werkzeugen für die Ermöglichung von Eliten habe, ist gar nicht „metaphorisch“, sondern durchaus wörtlich gemeint. Das macht Losurdo dadurch plausibel, dass er sie auf den anti-abolitionistischen Diskurs bezieht, der im Zusammenhang mit der Abschaffung der Sklaverei in Amerika geführt wurde. (380 ff.) U.a. merkt er dabei an, dass Nietzsches Rechtfertigung der Sklaverei im Namen der „höheren Kultur“ schon von Linguet vorweggenommen wurde, einem französischen Kritiker der Aufklärung, den Marx bereits in den Theorien über den Mehrwert abgefertigt hatte.
An der Unterscheidung der drei Entwicklungsstufen Nietzsches, der „metaphysischen“ (des Frühwerks), der „aufgeklärten“ (von Menschliches-Allzumenschliches) und der „immoralistischen“ (seit Jenseits von Gut und Böse), wie sie in der Nietzsche-Literatur üblich ist, hält auch Losurdo fest, wobei er innerhalb der ersten eine weitere Differenzierung vornimmt. Im Gegensatz zu den anderen Interpretationen werden allerdings nicht nur theorie-immanente Merkmale herangezogen, sondern veränderte politische Frontstellungen ins Spiel gebracht. Produktiv wurde dabei vor allem Nietzsches Enttäuschung über die (in seinen Augen) vertane Chance der Erneuerung des Deutschtums im Zweiten Reich, die (angebliche) Nachgiebigkeit Bismarcks gegenüber der Sozialdemokratie und schließlich das Zurückschrecken vor der „großen Politik“, die Kolonien erwirbt und die Weltherrschaft anstrebt. Das Verbindende und einheitsstiftende Moment dieser drei oder vier Entwicklungsepochen ist die auf verschiedenen Stufen erneuerte „Revolutionskritik“ und der Entwurf einer Gesellschaftsordnung, die jenseits von Menschenrechten und Mitleidsethik, von Demokratie und Sozialismus steht.
Neu ist auch das Licht, das Losurdo auf Nietzsches Verhältnis zu den Juden wirft, wobei er explizit von (kulturell motivierter) „Judenfeindschaft“ und nicht von (rassisch bedingtem) „Antisemitismus“ spricht. Dabei unterscheidet er dreierlei „Typen“ von Juden. Während sich Nietzsches Attacken auf den Typus des Pöbels, des Moralapostels und Ressentiment-Priesters und den Typus des (subversiven) Intellektuellen und Zeitungsschreiber durch das ganze Werk hindurch ziehen, scheinen im Spätwerk die Hochachtung vor den Juden als Repräsentanten von „Geist“ und „Geld“ sowie die Abwehr des dummen Antisemitismus die Oberhand zu gewinnen. Losurdos These dagegen ist: Nietzsches Versuch, die jüdischen Kapitalisten mit den preußischen Junkern zu amalgamieren und seine Hoffung auf eine „europäische Rasse“, in der auch die Juden integriert sind, ist seiner Perspektive auf den bevorstehenden Endkampf um die Weltherrschaft untergeordnet, zu dem die assimilierten Juden ihr Teil beitragen sollen. Selbst seine Abneigung gegen den Hofprediger Stöcker entspringt nicht in erster Linie dessen Antisemitismus. Ausschlaggebend ist vielmehr dessen christlich motiviertes Engagement, das ihn (im Verein mit Wilhelm II. und Papst Leo XIII.) für die Aufhebung der Sklaverei in den afrikanischen Kolonien und die Linderung des Arbeiter-Elends durch Sozialgesetzgebung eintreten ließ. (545 ff.)
So stark Losurdos Argumentation gegen die postmoderne „Hermeneutik der Unschuld“ ist, so wenig können seine Argumente gegen Lukács überzeugen, der – ebenso wie Ritter, Hobsbawm, Elias, Mayer u.a. – Nietzsche als Vorläufer und Wegbereiter des Faschismus darstellt. Richtig ist Losurdos Argument, dass Irrationalismus, Sozialdarwinismus, Eugenik oder Rassetheorien keine deutsche Spezialität, sondern in anderen europäischen Ländern ebenso verbreitet waren und sogar (wie im Falle Gobineaus, Daltons, Chamberlains u.a.) von dorther importiert wurden. Aber das wusste Lukács auch, der trotz seiner selbstgewählten Konzentration auf Deutschland auch die französischen und englischen Quellen behandelte und den Irrationalismus expressis verbis als „internationale Erscheinung in der imperialistischen Epoche“ darstellte. Richtig ist auch Losurdos Anmerkung, dass man den deutschen Faschismus aus seinen geschichtlichen Umständen (Niederlage im Ersten Weltkrieg, Demütigung durch den Versailler Friedensvertrag, Wirtschaftskrise) begreifen und nicht ursächlich aus der Ideologie und der „Zerstörung der Vernunft“ ableiten kann, aber das versteht sich für einen Marxisten doch von selbst. Lukács’ Absicht war es nicht, eine Kausalkette von Nietzsche zu Hitler zu konstruieren; sein Ausgangspunkt war vielmehr das Staunen darüber, dass ein kultiviertes und gebildetes Volk, ein Volk, das Goethe und Hegel hervorgebracht hat, sich anfällig zeigen konnte für die Schundideologie der Nazis. Zur Erklärung dieses Phänomens spielt Nietzsche mit seinen Elite-, Menschenzüchtungs-, Macht- und Vernichtungsphantasien, wie Losurdo ja selbst glänzend belegt, eine prominente Vermittlerrolle.
Nicht überzeugend erscheint auch Losurdos Zurückweisung eines deutschen „Sonderwegs“, den er als einen diabolischen „Mythos“ (608, 812) bezeichnet, dem sich nicht einmal die marxistisch-inspirierte Geschichtsschreibung entziehen konnte. Nicht überzeugend deshalb, weil doch eigentlich sein ganzes Buch von diesem Sonderweg handelt, der freilich nicht in der „ideologischen Konstellation“, sondern in der geschichtlichen Konstellation Deutschlands liegt: in der verspäteten Entwicklung des Kapitalismus, der Schwäche des Bürgertums, dem Fehlschlagen der Revolution und der Nationalstaatsgründung „von oben“ ohne demokratischer Legitimation „von unten“. Sieht man von seiner „komparativen Analyse“ der reaktionären Ideologie-Prozesse ab, so besteht Losurdos Verdienst m. E. gerade darin, Nietzsche zugleich als das Produkt dieses Sonderwegs wie auch als Rebellen dagegen interpretiert zu haben.
Konrad Lotter

Saturday, 12 February 2011

Tertulian, Prof. Dr. Nicolas: Leserbrief. In: DZPhil, Berlin 49 (2001), S. 983-985



Tertulian, Prof. Dr. Nicolas: Leserbrief. In: DZPhil, Berlin 49 (2001), S. 983-985
LESERBRIEF
Den in Ihrer Zeitschrift erschienenen Aufsatz "Die Hegelauffassung von Lukács und der
marxistische Linksheglianismus"*, auf den ich kürzlich durch "The Philosopher's Index"
(Nr.4/2000) stieß, habe ich mit großem Interesse gelesen. Es handelt sich dabei um einen
Text, den sein Autor, Panajotis Kondylis, einer Veröffentlichung nicht würdig befand, den
jedoch die Deutsche Zeitschrift für Philosophie als bedeutsam genug erachtete, um ihn
posthum zu veröffentlichen. Für eine bestimmte Lukács-Kritik ist er es in der Tat, insbe-
sondere für diejenige, die nicht auf der Lektüre seiner Werke gründet - deren Umfang und
Dichte für eilige Leser nicht geeignet ist -, sondern auf der Lektüre von Autoren, die be-
haupten, ihn gelesen zu haben. Ich überspringe die zahlreichen sehr fragwürdigen Anga-
ben, die Panajotis Kondylis zum intellektuellen Weg Lukács' macht (er stützt sich dabei auf
Autoren, die nicht gerade für eine stringente und objektive Darstellungsweise bekannt
sind wie Morris Watnick, G. Lichtheim, Fritz Raddatz) und begnüge mich damit, auf einige
augenfällige Irrtümer hinzuweisen.
a) Panajotis Kondylis schreibt auf Seite 349: "Die .Widerspiegelung' ist zentrale Katego-
rie in seiner Ästhetik, aber auf den 1800 Seiten seines Buches verliert Lukäcs kaum ein
Wort über die Musik, d.h. über diejenige Kunst, wo die Anwendung dieser Kategorie
am meisten problematisch ist." Nun aber widmet Lukäcs im zweiten Band der Ästhe-
tik mehr als 70 Seiten der Musik und ihrer besonderen Stellung unter den verschiede-
nen Kunstgattungen und ist weit entfernt davon, das Problem der "Widerspiegelung"
in der Musik zu umgehen - man werfe einen Blick in den Band II der Ästhetik, Kap. 4,
330-401, mit der Überschrift "Grenzfragen der ästhetischen Mimesis", das die Musik
und dann die Architektur behandelt. Dort unterbreitet Lukäcs eine eigene Theorie der
"Mimesis" in der Musik, wobei er von einer "Mimesis der Mimesis" oder einer "ge-
doppelten Mimesis" spricht, drücke doch der in der Musik auftretende "Kosmos der
Innerlichkeit" die Realität nur "in zweiter Potenz" aus (in diesem Sinn ist hier die Rede
von einer "musikalischen Mimesis der Empfindungen, in der, ebenso notwendig, ihre
Objekte in Unbestimmtheit verharren"). Man muss es ohne Umschweife sagen: Pana-
jotis Kondylis hat nicht nur die Ästhetik von Lukäcs nicht gelesen, er hat sie nicht einmal
aufgeschlagen.
Schon ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis hätte ihn vor diesem Irrtum bewahrt.
b) Panajotis Kondylis kommentiert die Position Lukács' in Bezug auf Kant folgender-
maßen (Seite 346): "Es ist nicht nur ungerecht und einseitig, sondern einfach absurd,
Kant nicht der humanistischen Tradition, sondern (im Anschluss an Lenin) dem Irratio-
nalismus zuzurechnen." Auch hier irrt er sich aufs Schwerste. Bei Lenin war niemals von
einem "Irrationalismus" Kants die Rede, folglich konnte Lukács, auch wenn er es noch
so sehr gewollt hätte, diesen Weg nicht einschlagen. Des Weiteren hat Lukacs Kant nie
unter die Vorläufer des modernen Irrationalismus eingereiht. Er hat in ihm immer den
Beginn der klassischen deutschen Philosophie gesehen, eine Tradition, der er sich zu-
tiefst verbunden fühlte. Seine Kritik an Kants Erkenntnislehre oder an dessen Ethik hat
ihn nie daran gehindert, explizit die Bedeutung der Kritik der Urteilskraft für den Über-
gang des klassischen deutschen Denkens zum dialektischen Denken anzuerkennen (er
betont dabei den günstigen Einfluss des Buches auf Goethe und Schelling). In seiner
Ästhetik, einem Werk, das Panajotis Kondylis nicht gelesen hat, hebt er nachdrücklich
den Wendepunkt hervor, den die Kritik der Urteilskraft in der Geschichte der Ästhetik
darstellt: "Kant hat. mit der Genialität seines philosophischen Blicks für ästhetische
Probleme die hier behandelte Dualität in der ästhetischen Formung klar erkannt".
Panajotis Kondylis schreibt daher fälschlicherweise Lukacs eine globale Ablehnung des
kantischen Denkens zu und wirft ihm ohne ausreichende Begründung vor, Kant in die
Reihe der Irrationalisten gestellt zu haben.
c) Lukács' Thesen über den jungen Hegel bestreitend, schreibt Panajotis Kondylis (Seite
348): "Lukács verschweigt die ausdrückliche Bestätigung von Rosenkranz, dass Hegel
das Buch von Steuart mit polemischem ‚edlem Pathos' las und ‚das Tote desselben
bekämpfte'". Es wäre erstaunlich, wenn Lukacs, der vielleicht der Erste war, der die
.ökonomischen Studien' Hegels analysierte, diesen Text von Rosenkranz verschwiegen
hätte. Er widmet ihm auch in der Tat ein mit Die ersten ökonomischen Studien über-
schriebenes Unterkapitel in seinem Buch Der junge Hegel, wo er ihn in extenso zitiert
und nach Prüfung zu dem Schluss kommt, dass Hegel die ökonomischen Probleme der
kapitalistischen Gesellschaft im Licht seiner Kritik der "toten Positivität" betrachtet be-
handelte.2 Man kann sich fragen, ob Panajotis Kondylis das Buch tiber den jungen He-
gel tatsächlich gelesen hat, ein Buch, dessen wichtigste Thesen [er doch bestreilen
möchte
d) Wo Panajotis Kondylis sich über Lukács' Aktivität in der Zeit von 1933-1944 auslässt.
glaubt er, eine "allmähliche Annäherung seines Denkens an den vorher von ihm ver-
höhnten Mechanizismus" nachweisen zu können, eine Tendenz, die er schließlich "im
Vulgärsoziologismus seiner literaturkritischen Versuche über Balzac. Tolstoi. Dosto-
jewski usw." erreicht hätte. Es handelt sich hierbei um Meinungen, zu denen Panajotis
Kondylis mit Sicherheit erst nach der sorgfältigen Lektüre der Studien gelangt ist, in de-
nen Lukacs mit dem "Vulgärsoziologismus" polemisiert, und dies. indem er die Bedeu-
tung der Werke nicht in der diskursiven Ideologie der Schriftsteller sucht (wie es gerade der
"Vulgärsoziologismus" tat), sondern in ihrer ästhetischen Immanenz. In jedem Fall
rangiert Lukács' Buch über Balzac et Ie rélisme francais an vorderer Stelle unter den in
Frankreich anlässlich des zweihundertsten Geburtstags von Balzac 1999 wieder aufge-
legten Studien. Das sehr lobende Vorwort von Gérard Gengembre, einem Spezialisten
für französische Literatur und Professor an der Universität von Caen, hebt insbesondere
die Feindseligkeit Lukács' jeglichem "Reduktionismus" gegenüber hervor. Und der Es-
say über Dostojewski. 1943 zum ersten Mal in einer amerikanischen Zeitschrift veröf-
fentlicht, wurde der Aufnahme in eine dem russischen Schriftsteller gewidmete Antho-
logie für würdig befunden, die René Wellek, ein für seinen "Vulgärsoziologismus" nicht
gerade bekannter Literaturtheoretiker, 1962 veröffentlichte. Spezialisten für verglei-
chende Literaturwissenschaft wie George Steiner oder Peter Bürger betonten noch vor
kurzem die Fruchtbarkeit der Studien von Lukacs über den Realismus, wobei sie insbe-
sondere auf die Bedeutung seines Vergleichs zwischen Balzac und Zola hinwiesen.'
e) Es sieht auch nicht viel besser aus. wo Panajotis Kondylis versucht, eine intellektuelle
Biographie Lukács' zu skizzieren. Er behauptet zum Beispiel, dass "Lukacs, kurz vor sei-
ner Bekehrung zum Marxismus, in den Kreis von Stefan George eingetreten war" (342).
Falsch. Lukacs gehörte nie zum Kreis von Stefan George. Diese durch einige Biogra-
phen des Philosophen bis zum Verdruss wiederholte Legende war noch in den sechziger
Jahren offiziell dementiert worden von dem, den es anging. In einein Brief an die Zeit-
schrift Der Monat stellte Lukacs den Sachverhalt klar: Er kannte Gundolf durch den
Kreis von Max Weber, aber er hatte niemals Stefan George getroffen, noch Beziehun-
gen zu seinem Kreis unterhalten.

Panajotis Kondylis hielt es nicht für ratsam, diesen Text zu veröffentlichen, und meine Be-
merkungen sollen ihn nicht verletzen. Doch sollen unrichtige Behauptungen über Lukács,
wie sie in letzter Zeit so häufig aufgestellt werden, auch nicht unwidersprochen bleiben.

Aus dem Französischen von Hedwig Linden
Prof. Dr. Nicolas Tertulian, Ecole des Hautes Études en Sciences Sociales, 54, boulevard Raspail, F-75006 Paris
*Nicolas Turtulian bezieht sich auf einen Beitrag von Panajotis Kondylis, den die Deutsche Zeitschrift
für Philosophie in ihrer Archiv-Rubrik publizierte in: Heft 2/2000, 341-350. Der Text von Kondylis
anstand Mitte der siebziger Jahre des 20. Jhs. (Anm. d. Red.)
1 Lukács, Ästhetik, I. Halbband, 331.
2 Vgl. ders., Der junge Hegel. Berlin 1954. 211
3 Vgl. das Buch von: Eva L. Corredor, Lukács after Communism. Duke 1997

Internationale Georg-Lukacs-Gesellschaft e.V.

Internationale Georg-Lukacs-Gesellschaft e.V.

Thursday, 10 February 2011

Jan Hoff: Marx global Von INGO STÜTZLE


http://www.stuetzle.in-berlin.de/2010/01/aufgeblattert-jan-hoff-marx-global/



Aufgeblättert – Jan Hoff: Marx global

Für den aktuellen Widerspruch 57 (Inhalt & Editorial) habe ich besprochen:
Mit der weltweiten Krise fanden nicht zufällig vermehrt Studien zur  Marxschen Ökonomiekritik den Weg ins Feuilleton. Fast  scheint es so: Droht der Kollaps des Kapitalismus, werden auch all die Theorien an die Oberfläche des wirtschaftswissenschaftlichen Diskurses gespült, die Krisen als ein notwendige Konsequenz dieser auf Profit ausgerichteten Wirtschaftsweise thematisieren. Dass schon länger ein ernsthaftes Interesse an Marx besteht, zeigt sich daran, dass inzwischen einige Arbeiten zu abgebrochenen und dissidenten Traditionen des Marxismus vorliegen, solche also, die nicht mehr die Marxsche Theorie aneignen, sondern bereits die unterschiedlichen Rezeptionsansätze, Aneignungsweisen und Debatten zum Thema haben. So auch das Buch von Jan Hoff: Marx global.
Der Titel ist Programm. Hoff nimmt sich nicht wenig vor, nämlich den internationalen Marx-Diskurs seit 1965 zu rekonstruieren. Nicht ohne Grund: »Im scheinbaren Gegensatz zur beinahe globalen Entwicklung der an Marx anknüpfenden Theoriebildung blieb ein theoretischer Provinzialismus in der Geschichte des von Marx inspirierten Denkens ein bedauerliches Traditionsmerkmal der Theorierezeption.« (S.14)
Ausgangspunkt ist die Phase der Entstalinisierung, auf die ab 1953 sehr langsam, dann aber gegen Ende der 1960er Jahre eine globale Welle von Emanzipationsbewegungen und Revolten folgte. Der theoretische Stalinismus dominierte in Westdeutschland bis weit in die 60er Jahre den Diskursraum über Marx, in den realsozialistischen Ländern  weit länger.  Er war damit aber zugleich Ausgangs- und Reibungspunkt  einer neuen, über Strecken dissidenten Marx-Lektüre – nicht nur außerhalb der Sowjetunion. Hoff zeichnet kenntnisreich und belesen einen Überblick vor allem der Kapital-Rezeption und bezieht Japan, weitere ostasiatischen Länder, die Sowjetunion, die DDR und anderen Ländern des Ostblocks in seine Darstellung ein. Ebenso bezieht er die Debatten in Italien, Frankreich, Lateinamerika und Spanien sowie der angelsächsischen Welt ein. Die Überwindung des von Hoff kritisierten Provinzialismus, der nur die deutschsprachigen Beiträge zu einer neuen Marx-Lektüre zur Kenntnis nimmt, hat notwendigerweise zur Folge, dass die Darstellung der Debatten nicht ausladend sein kann. Wohl auch deshalb hat sich Hoff  entschieden, eine Vertiefung an zentralen Diskursen der Kapital-Interpretation in den genannten Ländern vorzunehmen. Nach einem ersten Überblick geht er zeitlich begrenzt vor, d.h. von den 1980er Jahren bis heute, den jeweiligen Debatten zum Gegenstandverständnis der Kritik der politischen Ökonomie, zum Verhältnis von Forschung und Darstellung, zu den Planentwürfen sowie zur Krisentheorie. Hoff geht es darum, die wichtigsten Erkenntnisresultate vorzustellen. Das gelingt ihm, indem er sich nicht nur in den Debatten auskennt, sondern auch mit Marx selbst sehr gut vertraut ist und durchgehend alle relevanten Textpassagen aus der kritischen Gesamtausgabe (MEGA²) heranzieht.
Vor allem die ersten drei von Hoff vertieften Aspekte  hängen eng miteinander zusammen, was seine Fokussierung plausibel und im Resultat auch lehrreich macht. Hoff arbeitet in seiner Analyse kurz Marx Gegenstandsverständnis heraus, das ihm zufolge eng mit der Problematik des Warenfetischismus verknüpft ist. Ein Moment, der das neue im Gegensatz zum traditionellen Marx-Verständnis ausmacht. Wie Hoff vor allem anhand der japanischen, deutschen und angelsächsischen Debatte zeigt, ist Marx’ Verständnis von Engels logisch-historischer Auslegung zu unterscheiden. Auch spielt für das Verständnis des Gegenstandes des Kapitals seit den 1970er Jahren in fast allen Ländern der kategoriale Zusammenhang von Ware-Wert-Geld eine zunehmend starke Rolle.
In diesen Debatten wird in vielen Ländern auch das Problem diskutiert, welche Fragen bei Marx in den Gegenstandsbereich des „Kapitals“  gehören, welche nicht. Marx selbst änderte in seinen Forschungen die Vorstellungen darüber, wie der Stoff in Griff zu kriegen sei (sehr gut und knapp skizziert in MEGA² II.15: 1042f.). Ein großer Verdienst von Hoff ist, dass er bei dieser Frage und vor allem bei der Debatte um die von Marx selbst immer wieder veränderten Planentwürfe die DDR-Forschung berücksichtigt und darstellt. Die internationale Debatte verfolgt Hoff entlang bekannter Fragen nach den „Aufstieg vom Abstrakten zum Konkreten“ und nach dem  theoretischen Verhältnis von Marx zu Hegel. Wie auch die Frage: Was bedeutet der Terminus “Kapital im allgemeinen” für die Diskussion der Planentwürfe?
Sicherlich ist die Diskussion über die Notwendigkeit und Gründe von Krisen gegenwärtig das interessanteste Thema. Ausgangspunkt für Hoffs Darstellung ist Marx’ Kritik am sogenannten  Sayschen Theorem, dass ein Angebot also immer eine Nachfrage findet, eine Vorstellung, der auch Ricardo folgte. Marx grundsätzliche Kritik daran fällt nahezu mit einer Kritik prämonetärer Werttheorie zusammen: Die Politische Ökonomie würde ihre Theorie bereits so konstruieren, dass der Theorie nach gar keine Krisen möglich sind, da Geld keine konstitutive Rolle für Produktion und Tausch spielt. Vor allem für die sogenannte Uno-Schule (Japan) war die Krisentheorie eines der bedeutendsten Theoriefelder. Den Abschnitt beschließt Hoff mit dem Verweis, dass Marx zufolge der Weltmarkt »die Basis der kapitalistischen Produktionsweise« sei und nimmt so nochmals die Darstellung der Plandiskussion auf und korrigiert zudem ein Aspekt des vorherrschenden Marx-Verständnisses. Gegen Ende seines Lebens ging Marx nämlich alles andere als von einem Zusammenbruch des Kapitalismus aus, sondern forderte dazu auf, Krisen und Zyklen genauer zu beobachten, um daraus theoretische Schlüsse ziehen zu können. Marx macht in der Lösung der Darstellungsproblematik  auch deshalb nur mühsam Fortschritte, weil er immer zugleich weiterforschte.
Auffallend ist, das zeigt der Band, dass Japan eine besondere Rolle in der Diskussion einnimmt. Hier wurde das Kapital zwar erst Anfang der 1920er Jahre übersetzt, aber schon bald setzte eine profunde Diskussion ein, die auch auf Austausch mit westlichen WissenschaftlerInnen fußte. Die wichtigsten Namen sind hier Kozo Uno, dessen Name bereits eine Strömung bezeichnet (Uno-Schule). Uno strebte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg an, das “Kapital” neu zu schreiben und dabei strikt die unterschiedlichen Abstraktionsebenen zu differenzieren. Dieses Projekt hatte nicht nur eine methodologische Selbstverständigung zur Folge, sondern stellte einen bedeutenden Beitrag zur Entstalinisierung in Japan bei. Zur Uno-Schule zählen u.a. Thomas Sekine und Makoto Itoh. Letzterer publizierte erst von einigen Jahren ein wichtiges Buch zu Finanzmärkten. Diese sind vor allem deshalb bekannt, weil ihre Schriften auch auf Englisch erschienen.
Damit wäre auch eine Frage angeschnitten, die Hoff kaum thematisiert, die sich aber aufdrängt:  die Sprache und die Rolle des Englischen, aber auch des Deutschen. Viele Theoretiker – meist sind es Männer –, die er Ländern wie Korea oder Griechenland zuordnet, haben eine Weile in Deutschland studiert und sind der Sprache mächtig. Teilweise liegen ihre Arbeiten auf Deutsch vor. Das ist nachvollziehbar, schließlich publizierte und schrieb Marx vornehmlich in Deutsch. Was aber bedeutet das für eine internationale Debatte? Für eine wissenschaftliche Debatte, die vor allem durch in Englische  geführt wird. Das stellt Hoff knapp heraus, wenn er eine relative Abschottung der angelsächsischen Debatte konstatiert – obwohl sie in der herrschenden Wissenschaftssprache geführt wird. Diese relative Selbstständigkeit sprachlicher Wissenschaftmilieus zeigt sich bei der Frage nach dem Einfluss von Hegels „Wissenschaft der Logik“auf die Marxsche Darstellungsmethode, die seit Anfang der 1960er in Deutschland diskutiert, aber in England nicht zur Kenntnis genommen wurde. So wiederholt sich im angelsächsischen Sprachraum eine Debatte nahezu vierzig Jahre später – ganz so, als hätte sie noch nie stattgefunden. Wer im deutschsprachigen Raum die Nabelschau auf die Debatte und Weiterentwicklung der neuen Kapital-Lektüre überwinden will, wissen möchte, wo man weiter lesen kann, kommt um Hoffs Buch nicht herum.

Due giorni alla biennale. Decolonizzazioni colonizzate

Due giorni alla biennale. Decolonizzazioni colonizzate Dal significativo titolo “Stranieri ovunque”, la biennale di Venezia riporta nuovamen...